AMERIKANISMEN
AMERICANISMS
Die serie NUMMER 6 wird im allgemeinen als ein fragment und als puzzle
aufgefasst, dessen bestandteile weit über die des üblichen serienkanons hinausweisen. So bedient sich die produktion bei stilistischen ebenso wie materiellen
TYPISCH AMERIKANISCH - TYPISCH BRITISCH?
RAUCHENDE COLTS VS. CONTENANCE UND STOISCHE RUHE
versatzstücken, die man fix als "typisch britisch" zu bezeichnen geneigt ist: exzentrische charaktere, knallbunte überdrehte kostüme usw. Doch war das alles? Es geht noch weiter. Die episode mit dem cowboy einerseits und die mit der Sherlock-Holmes-gestalt andererseits stecken die spannweite ab, innerhalb der NUMMER 6 changiert: "Harmony" als amerikanischste, "--3-2-1-0" als britischste aller folgen. Ein umstand, der sich bis in die sprache hinein auswirkt und der, wie man gleich sehen wird, das attribut "sehr britisch" doch zumindest relativiert.
GUILLAUME GRANIER: SCHÖNER TAG! - SPÄTER REGNET ES
WHAT'S SO BRITISH ABOUT THE PRISONER?
Sprache spielt in der serie potenziell eine wichtige rolle. Das zeigt sich bereits in der "Ankunft", als Nummer Sechs von der taxifahrerin auf französisch angesprochen wird und er unvermittelt als fremder in einer fremden umgebung dasteht: "Où désirez-vous aller?" - "Wohin wollen sie?" Der verkäufer im laden, wo Nummer Sechs eine landkarte haben will, bedient eine dame in einer völlig fremden (wenn überhaupt und bis dato unidentifizierten) sprache, bevor er sich Nummer Sechs auf englisch zuwendet. Ein detail, das von der deutschen fernsehversion unterschlagen wird, indem sie darüber ebenso wie über eine weitere "kauderwelschstelle" in "Die Anklage" hinweg synchronisiert. Sogar deutsche sprachliche einflüsse kann man in der serie finden.
Winter, Frühling, Sommer oder Herbst
Dass britisches und amerikanisches englisch sich leicht unterscheiden,
sollte aus dem englischunterricht bekannt sein. Es betrifft, ganz
augenfällig, die orthografie (brit. "colour"
- am. "color"), die eine oder andere vokabel
(brit. "lorry" - am. "truck")
wie auch gewisse idiome, spezifische amerikanismen,
die man leicht übersehen kann, und das vielleicht gerade deshalb,
weil sie einem (auch als britischer muttersprachler) medial schon
zu vertraut sind. Einige beispiele.
In
der folge "Die Anklage" bezeichnet Nummer Zwei Nummer
Sechs wegen seines anzugs als "Mister Tuxedo",
was zweifellos bedeutend besser klingt als das britische pendant
"Mister Dinner-Jacket." Nummer Sechs bekommt
in "Der Doppelgänger" "Flapjacks",
amerikanische hafermehlpfannkuchen, serviert, die er gar nicht mag.
In "Sinneswandel" spricht Nummer Sechs von sich selbst
als "Public enemy number one", mit
dem natürlich John Dillinger gemeint ist, ein amerikanischer
bankräuber aus der depressionszeit der 1930er jahre. Auch die
berühmte grußfloskel im Ort, "Be
seeing you", gehört in diese reihe. Obwohl die
formel nicht aus Amerika stammt, wurde sie in den 1940er, 50er und
60er jahren zu einem amerikanismus und seither in vielen US-filmen
dieser zeit verwendet. In "Schachmatt" hört man die
bewacherin von Nummer Sechs sagen: "Vom volk, durch
das volk, für das volk." Das zitat stammt
aus der Gettysburg-rede von präsident Abraham Lincoln.
In
der episode "Hammer oder Amboss" erscheint die ausgabe
der tageszeitung Tally Ho mit einem scharf formulierten
aufruf von Nummer Zwei zur erhöhten wachsamkeit und dass man
die geheimnisse seines nachbarn melden solle: "report his
neighbor's secrets." Britisches englisch
schreibt in jedem fall "neighbour". Offen bleibt auch,
woher die worte des aufrufs stammen, von drehbuchautor (Roger Woddis, ein
Brite) oder eine fundsache aus der weltkriegspropaganda von der
heimatfront?
"Sind sie linksausleger oder rechtsausleger?" - "Are you orthodox or southpaw?" Southpaw: Als Nummer Sechs und sein doppelgänger in der folge "Der Doppelgänger" sich vor der Recreation Hall einen boxkampf liefern. Der ursprung des ausdrucks "southpaw" ist amerikanisch und geht zurück auf den baseball-slang von etwa 1880, mutmaßlich in Chicago, wo das spielfeld von osten nach westen verlief und die home plate (ausgangs- und endpunkt für das spiel) nach westen hin lag. Daher warf ein linkshändiger spieler aus richtig süden, woraus der begriff southpaw entstand, der, so wird angenommen, von Chicago News-reporter Finley Peter Dunne 1887 kreiert wurde.
Auf
der suche nach einer landkarte begibt sich Nummer Sechs
in den gemischtwarenladen - "General Stores". Ein ausdruck, der womöglich überhaupt nicht mehr als amerikanismus
erkannt wird, weil durch hunderte von western zum allgemeingut geworden.
Ein echter Brite würde jedoch zum "Chemist" gehen (die älteren erinnern sich an ihren englischunterricht!)
oder aber in einen "Corner Shop", vergleichbar
dem (neueren) amerikanischen "Drug Store".
In
der folge "Freie Wahl" kündigt
Nummer Sechs an: "I shall be running for office."
Wohingegen ein echter Brite in aller gelassenheit sein "standing for election"
verkünden würde. Ebenfalls in dieser episode verspricht Nummer
Sechs (oder sollte man korrekter sagen die serie NUMMER 6?) in seiner
wahlkampfrede den zuhörern das blaue vom himmel: "I
can supply it, winter, spring, summer or fall".
Der Gefangene jedoch, wäre er "echt" englisch, würde
dagegen von "autumn" sprechen, nicht "fall".
Cui bono?
Sind all die stellen zufälle, übersehen im drehbuch? Wurden sie absichtlich eingebaut? Patrick McGoohan, das ist sicher, hat US-amerikanische wurzeln, er wurde in New York geboren. So betrachtet, wäre es kaum verwunderlich, auf amerikanismen der einen oder anderen art zu stoßen. Zumal das "Freie Wahl"-drehbuch von McGoohan unter dem pseudonym Paddy Fitz verfasst wurde.
So auffällig wie genial ist in jedem fall der gebrauch, wo es um Nummer Sechs' kandidatur für den wahlkampf geht: "I shall be running for office."
Dem zitat voran geht die frage von Nummer Zwei bei ihrem (selbstverständlich "internationalen") frühstück, ob Nummer Sechs denn nun kandidieren werde: "Are you going to run?" Und Nummer Sechs: "Like blazes. First chance I get." Als waschechter Brite hätte McGoohan ein wortspiel dieser qualität, und leider ohne deutsche entsprechung, sausen lassen müssen.
Überhaupt bringt die episode "Freie Wahl" einen ganz
speziellen amerikanismus mit sich: wahlkampf auf amerikanisch.
Für Briten wie erst recht für Deutsche musste diese episode
mit ihrem verzerrten bild einer geheiligten demokratischen errungenschaft
- parlamentswahlen - wie ein objekt aus einer fremden welt sein.
Gott behüte!
Dank
an David
Stimpson für seine unterstützung, beobachtungen und
recherche!
AMERICANISMS
THE PRISONER as a series is generally regarded as a fragment, a conundrum
the constituting parts of which pointing far beyond what is considered familiar for TV series. Thus, the production is grabbing deep into the box of clichés that are usually
TYPICALLY AMERICAN - TYPICALLY BRITISH?
GUNSMOKE VS. BRITISH SELF-COMPOSURE
attributed "typically british": eccentric characters, colourful over-the-top costumes etc. But does it stop here? There is more to it: the cowboy episode on the one hand and the one showing a Sherlock Holmes character on the other hand. The span between both of them delineates the range capable of defining THE PRISONER as a whole: "Living In Harmony" as the most american and "The Girl Who Was Death" as the most british epsiode of all. This, in turn, affects language, too, thereby modifying the perspective of the word about the "britishness" of THE PRISONER. As can be seen here.
WHAT'S SO BRITISH ABOUT THE PRISONER?
Language potentially plays an important role in THE PRISONER. This can be witnessed as early as in "Arrival" when Number Six all of a sudden is addressed in French by the taxi driver displaying him as a stranger in a strange environment: "Où désirez-vous aller?" - "Whereto, Sir?" And before turning to him, the owner of the Village shop where Number Six tries to get a map speaks to a lady in a completely (unless it is all gibberish) strange language. This detail is ignored by the German TV version which it overdubs. Even more German language influence is evident in the series.
Winter, Spring, Summer or Fall
Everyone having attended English language classes will be aware of the fact that American and British English are slightly different. On the surface orthography is affected (BE "colour" - AE "color") as are a handful of different words used for the same thing (BE "lorry" - AE "truck"). But it's not only words, it's also certain idioms, specific Americanisms, which might be missed by many (also native speakers) because, through the media, they have come to be all too familiar by now.
Number Two of "Dance Of The Dead", for his suit, calls Number Six "Mister Tuxedo" which, arguably, sounds far better than its Britsh equivalent "Mister Dinner Jacket". Number
Six gets "Flapjacks", american oat biscuits, for his meal
in "The Schizoid Man" which he doesn't like. In "A
Change Of Mind" Number Six speaks of himself as "Public
enemy number one". "Public enemy Number One"
was of course John Dillinger, an American bank robber in the 1930's
depression. "Be seeing you" - the famous Village salute
- this phrase did not originalte in Amercia. However it did become
an adopted Americanism during the 1940's, 50's and 60's, and
is used in many American films of that time. Number Six' observer in "Checkmate" is heard saying "Of the People, by the people, for the people" which is from one of President Lincoln's Gettysburg addresses.
In
the episode "Hammer Into Anvil" the newspaper Tally Ho prints a sharply written call from Number Two to increase vigilance in the community and to "report his neighbor's secrets." British English by no means uses "neighbour" here. It remains open to debate where those words came from, were they written by the script author (Roger Woddis, a Brit) or were they found in former world war propaganda intended for the home front in the vein of "Enemy listening" or "Report suspicious talk".
"Are you orthodox or southpaw?" - as in "The Schizoid Man". Southpaw, when the two Sixes are boxing outside the Recreation Hall. The origin of the phrase "southpaw" is an American word dating back to the 1880's used as Baseball slang. Possibly used in Chicago where the ball field was positioned facing east and west, with home plate facing west. Due to this a left-handed player pitched from the south side and hence came to be known as southpaws. It is believed that the term southpaw was used by Finley Peter Dunne in 1887, who was in charge of the sports coverage for Chicago News.
Searching
for a map Number Six enters the local "General Stores",
a shop that sells virtually everything. Likely that this expression
isn't identified as an Americanism any more because of hundreds
of Westerns over the decades, thus having become a household name.
A true Brit, however, would go the "Chemist" (remember
your English lessons!) or to the "Corner Shop",
the modern day American equivalent of which is the "Drug
Store".
Number Six, in his electoral speech of the "Free For All" episode, promises heaven and earth to his audience: "I can supply it, winter, spring, summer or fall". Whereas a "genuine" native Englisch person would have used the term "autumn" not "fall". Likewise, also in this episode, Number Six declares his candidateship, "I shall be running for office" while a true Brit would be "standing for election".
What's it good for?
So, is it all by chance? Those instances, were they merely overlooked, missed out by the script or the script editor? Or were they inserted purposefully? One thing's for sure. Patrick McGoohan's roots are american, he was born in New York. Seen from this angle one shouldn't be wondering that and how certain americanisms would appear in the script. What's more, as the script of the "Free For All" episode was written by McGoohan under the pseudonym Paddy Fitz.
The use of specific americanisms, at least, is remarkable here when Number Six enters the election campaign: "I shall be running for office."
Just before that line is spoken during their ("international", what else?) breakfast we hear Number Two asking Number Six: "Are you going to run?" Something with no German equivalent. And Number Six' reply: "Like blazes. First chance I get." He couldn't have dropped a wordplay of that quality, could he? But as a true Brit he'd have to.
After all, this episode "Free For All" brings about one
particularly specific americanism: election campaign american
style. To the British public, and to the German as well, for
that matter, the distorted image of a sanctified democratic achievment
- general elections - must have been off the wall exotic. Heaven
forbid!
Thanks
must go to David
Stimpson for his support, observations and research!
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