"Demaskierung",
englisch: "Fall Out", was auf deutsch sowohl "Ausgang",
"Abgang", "Abtritt" wie radioaktiver niederschlag
bedeuten kann, nimmt den prozess wieder auf. Nur ist diesmal alles ganz
anders.
Nummer
Sechs hat die konfrontation mit Nummer Zwei überstanden. Zum dank
bzw. höhnischen beweis seiner qualifizierung als individuum sitzt
er auf einem thron vor einem auditorium von mit weißen capes und
schwarz-weiß geteilten gesichtsmasken gekleideten gestalten, die
bestimmte rollen verkörpern: "nationalisten", "abweichler",
"reaktionäre" usw. Der versammlungspräsident begrüßt
Nummer Sechs nunmehr mit "Sir" und spricht zum thema
revolte. Anhand zweier beispiele, Nummer 48, ein ungestümer jugendlicher
sowie ein etablierter, die zuvor verstorbene Nummer Zwei, wiederbelebt
(oder - nichts ist so, wie es zunächst aussieht - war er gar nicht
tot?), wird deutlich: Revolte in ihrer reinsten form ist die von Nummer
Sechs.
Der deutsche
titel ist irreführend. Es wird nichts demaskiert, was nicht bereits
abbild, maske bzw. vexierbild ist. Das tribunal ist ein possenstück,
musikalisch eingeleitet mit dem damals aktuellen Beatles-song "All
You Need Is Love", als Nummer Sechs, der Supervisor und der Butler
einen unterirdischen von musikautomaten gesäumten korridor entlang
gehen, hinein in eine saalgroße kaverne, und beendet in einer wüsten,
wenn auch theatralisch wirkenden schießerei.
Nummer Sechs
muss sich entscheiden: regieren oder gehen. In der schlüsselszene
wird er aufgefordert, eine ansprache zu halten. Er beginnt, und die maskierten
fallen ihm klopfend und skandierend ins erste wort: "Ich, ich, ich...!"
Die rede geht im getöse unter. Für einen wie ihn hat die versammlung,
gemeinschaft, gesellschaft keine verwendung. "Sie haben uns unsere
fehler erkennen lassen", sagt der präsident. Nummer Sechs geht.
Die ereignisse überstürzen sich. Der gesamte Ort wird
evakuiert, hubschrauber starten, eine rakete dazu, was die sache auch
wegen des flauen trickeffekts nicht glaubhafter macht.
Endlich trifft er wirklich auf Nummer Eins. Der erweist
sich als sein alter ego, oder auch etwas anderes. Sicher ist, als serienkonforme
oder angemessene auflösung werden viele das nicht akzeptieren, auch
heute nicht.
Die episode
schließt mit der ankunft von Nummer Sechs, Nummer Zwei, Nummer 48
und dem Butler in London, Nummer Sechs in seinem Lotus den leeren highway
fahrend wie im allerersten bild...
Diese letzte
episode ist auf jeden fall ein aufwasch, aber keineswegs ein abschluss
oder eine auflösung der früheren geschehnisse. Vielleicht entstanden
unter dem zwang, nun zu einem ende zu kommen, egal wie. Man wird es vermutlich
nie erfahren. Anarchismus und gesellschaftliche norm bilden die hintergrundfolie
für ein ideenfeuerwerk. Auch für hauptseminar-gestählte
sind die letzten beiden episoden starker tobak. Und das tollste daran:
Hierbei handelt es sich um fernsehunterhaltung!
Das ZDF muss
es befürchtet haben. NUMMER 6 wurde sonntagsnachts um 23 Uhr
gesendet.
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