Dem
gegenüber stories, in denen Nummer Sechs übel mitgespielt wird
oder er zu fliehen versucht: "A, B & C", "2:2=2",
"Herzlichen Glückwunsch", "Die Glocken von Big Ben",
"Schachmatt", "Freie Wahl ", "Harmony".
"Der Doppelgänger " ist in dieser kategorie eine der originellsten.
Science fiction ist, aus dem kontext der entstehungszeit heraus, eins
von mehreren versatzstücken. Die dargestellte futuristische technologie
ist jedoch naiv und krankt auch an serienbedingten beschränkungen.
Besonders augenfällig in "Der General", wo mit wahrhaft fehlgeleiteten annahmen
über künstliche intelligenz operiert wird. Es ist eine der schlechteren
episoden, zusammengewürfelt aus überresten und nur verbunden
durch eine ferne idee allgewaltiger kontrolle.
Aber so wenig NUMMER 6 sich ins schema der soap opera einordnet, so unfocusiert
sind die einzelepisoden. Auf die SF-prämisse, jedenfalls, ist die
serie nicht angewiesen.

Die deutlich
kafkaesk verfremdete figur Nummer Sechs dominiert in "Die Ankunft",
"Schachmatt", "Die Anklage" und "Pas de deux".
Entsprechende motive enthalten "A Change Of Mind", "Demaskierung"
und ein stück weit die ganz andersartige "Living In Harmony".
Logische
löcher gibt es einige in der kontinuität. In "2:2=2"
hat Nummer Sechs im privatleben offenbar eine verlobte, die tochter seines
ehemaligen chefs. In "Die Glocken von Big Ben" gibt er an, keine
(frau) zu haben. Unklar bleibt auch, wie lange er überhaupt im Ort
ist. Doch das mag absicht sein. Abgesehen von den beiden letzten, gibt
es keine handlungsbezüge der episoden untereinander.
Dessen ungeachtet wogt seit jahrzehnten eine rege diskussion über
die frage, welches wohl die wahrscheinliche, vor- oder angeblich "korrekte" episodenreihenfolge sein könnte.
Der gravierendste
widersinn allerdings ergibt sich gerade durch die scientific plots: Denn
wenn man über die geschilderten möglichkeiten der bewusstseinsmanipulation
und gehirnwäsche verfügt, um an informationen zu gelangen oder
konformes verhalten zu erzwingen, warum dann Nummer Sechs in einem goldenen
käfig einsperren? Natürlich schlägt hier der symbolismus
durch, und die reihe lebt von dieser grundannahme. Die schwelle des unglaubens
wird zudem geschickt auf schnürsenkelhöhe gehängt.
Etwa so, wie man akzeptiert, dass Kiefer Sutherland in der "echtzeitserie" 24 all seine probleme
innerhalb von 24 stunden lösen können, nie aufs klo müssen
und stets einen vollen handyakku dabei haben soll.
Einblicke
in machtstrukturen des Ortes verschaffen, mit einer etwas wirren logik,
"Das Amtssiegel" sowie "Hammer oder Amboss"; die bessere
von beiden wegen der art und weise, in der Nummer Zwei ausmanövriert
wird.
Dagegen wollte man das deutsche wahlbürgertum wohl nicht mit der
alptraumhaften, ätzenden satirischen attacke auf nicht nur angelsächsische,
(schein-) demokratische wahlkampfritualistik der episode "Freie Wahl " belasten, die folge wurde nie eingedeutscht. Nummer Sechs: "Elections?
In this place?" Natürlich ist nichts so, wie es auf den ersten
blick scheint. Aber auch nicht, wie Nummer Sechs es sich vielleicht vorgestellt
hat.
"--3-2-1-0"
ist die englischste, "Harmony" die amerikanischste
episode. Beide sind indizien dafür, wie weit die ideenlieferanten
zu gehen hatten, als die handlungsmöglichkeiten im Ort selbst sich
erschöpften. "--3-2-1-0" ist comic live, eine verrückte
Holmes/Bond-parodie und wurde bereits für die DRAKE-serie geschrieben.
"Harmony" paraphrasiert mit dem namenlosen fremden muster einschlägiger
western.
Psychologie
ist der ausgangspunkt der "Schachmatt"-episode. Und das schlussbild
liefert die zentralmetapher der serie in einem bild: Der Butler stellt
eine bauernfigur auf das schachbrett zurück. Abspann. Das spiel beginnt
von neuem. Die fragen bleiben: Wer ist gefangener, wer wärter? Wer
ist spieler, wer figur? Wer spielt mit wem?
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