Wegen
seines schauspielerischen talentes holte Orson Welles ihn mitte
der 50er jahre für "Moby Dick" auch auf die theaterbühne.
In seinen späten jahren war er der sinistre gaststar bzw. auch
regisseur seines freundes Peter Falk in einigen COLUMBO-episoden.
Nach
über 50 folgen endete im jahr 1967 McGoohans erste serie GEHEIMAUFTRAG
FÜR JOHN DRAKE, die auch in Deutschland ein großer erfolg
war. Hier allerdings hatte man nur die halbstündigen episoden
gesehen, nicht jedoch, von wenigen ausnahmen abgesehen, die ab mitte
der 1960er jahre produzierten folgen mit rund 50 minuten dauer.
Im vorspann der halbstündigen folgen erfuhr man, dass der spezialagent
immer dann gerufen wurde, wenn heikle aufgaben für die NATO
als auftraggeber zu erledigen waren. John Drake war smart, er arbeitete stets korrekt, eher mit köpfchen statt mit muskeln
und mit viel technischem schnickschnack. "Mein
name ist Drake - John Drake" lautete der letzte satz des
vorspanns. Die figur war der konsequente anti-Bond:
keine waffen, keine frauen, keine affären. Elemente, die in
NUMMER 6 nachklingen. "Koroshi" und "Shinda Shima",
die beiden allerletzten DRAKE-episoden, wurden in farbe gedreht
und in Deutschland im kino unter dem titel DAS SYNDIKAT DER GRAUSAMEN
ausgewertet. Als einer der populärsten englischen TV-stars
leistete McGoohan sich den luxus, die angebotene rolle als James
Bond IM GEHEIMDIENST IHRER MAJESTÄT aus moralischen gründen
abzulehnen und so einer viel versprechenden Hollywood-karriere good
bye zu sagen. Es kam Sean Connery.
Eine
der meistgestellten fragen, ob Nummer Sechs nun John Drake sei,
hat McGoohan immer verneint. Gewisse parallelen sind kein zufall.
Die figur selbst legt dies nahe; und es ist bekannt, dass McGoohan
selbst müde war, immer dieselbe rolle abzugeben. Vorarbeiten
für NUMMER 6 begannen bereits zu DRAKE-zeiten, auch das personal
war zum teil identisch. Sogar der DRAKE-titelsong (in der amerikanischen
ausgabe) von Johnny Rivers schien von zukünftigem zu künden:
"They've given you a number, And taken away your name..." Tatsächlich war dies ein zufall.
In
David Cronenbergs SCANNERS hatte er 1981 eine der eher raren memorablen
rollen. Als Dr. Ruth, erfinder eines medikaments, das telepathie hervorruft,
spielte er eine zwielichtige wissenschaftler-figur, aber doch auf seiten
der guten. Was zu ihm passt.
Schauspielerisch in erinnerung blieb von ihm gerade eine mimik, die ihn unverwechselbar
macht. McGoohan verfügt im grunde nur über einen blick, sein
gesicht immer kontrolliert. Vorausgesetzt, die inszenierung weiß
diesen markanten zug zu nutzen: Wenn er im vorspann von NUMMER 6 den dunklen gang zum büro seines chefs entlangmarschiert, zeigt die
einstellung sein gesicht mehrfach von schräg oberhalb. Sein blick
kommt von tief unten heraus; dabei den mund leicht verzogen, eine gewisse
(und wissende) grimmige entschlossenheit verbreitend. Hier ist die ikone:
"Nummer Sechs" ist Patrick McGoohan. Er kontrollierte alles
an der serie. Sie war sein ding. Für sie gingen er und die produktionscrew
durch psychische und physische qualen. Er hat alle überzeugt. Und
doch wurde er zuletzt von ihr überwältigt.
Nach dem ende der serie zog McGoohan sich aus England zurück. Die
fernsehzuschauer waren mit dem ungewöhnlichen ausgang der geschichte
absolut unzufrieden gewesen und hatten ihn und seine familie regelrecht
belagert. Seitdem lebte er in Kalifornien, wo er auch 2009 starb. What
a lovely place - wie der Ort.
Interviews
zu seinem größten erfolg wich er seit jahrzehnten aus, wo es
möglich war. Und wenn, waren seine antworten immer so rätselhaft
wie die serie selbst. Das vielleicht eingehendste und bestimmt umfangreichste
interview McGoohans in dieser hinsicht ist das sog. Troyer-interview.
"The
thing one must never do which is in some ways... - I shouldn't be doing
this, talking to you and to people who are going to view it and hear it,
to explain THE PRISONER. I mean, I don't think they'll understand it,
perhaps they won't understand it any better after this attempt at explaining
it..."
(Patrick McGoohan, 1984, "Six Into One - The Prisoner
File") *
* Was man niemals tun sollte, ist in mancher hinsicht... - ich sollte
das nicht tun, mit ihnen sprechen und zu leuten, die es sich ansehen und
anhören wollen, NUMMER 6 zu erklären. Ich meine, ich glaube
nicht, dass sie es verstehen werden, vielleicht verstehen sie es auch
kein bisschen besser nach dem versuch einer erklärung..."
|