THE TALLY HO READ ALL ABOUT IT!
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BILDER AUS WALES - REISENOTIZEN
BLICK
KLEINE PANORAMEN
BLICK NUMMER 6 - PRISONER CONVENTION
RÜCKBLICK MISTER SECHS WILL NICHT KÜSSEN
RÜCKBLICK 1969: NUMMER 6 FERNSEHPREMIERE IM ZDF
RÜCKBLICK CHRONIK 1969
RÜCKBLICK
2006: ERSTE DVD-EDITION
RÜCKBLICK 2009: 40 JAHRE NUMMER 6 - WAS FEHLT?
RÜCKBLICK
2010: ARTE BRINGT NUMMER 6 ZURÜCK
RÜCKBLICK 2019: 50 JAHRE NUMMER 6 (BERICHT)
RÜCKBLICK
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RÜCKBLICK WEBSITE-HISTORIE: WIR SEHEN UNS! ODER...
--- DAVE BARRIE
...IM INTERVIEW
THE MARKSTEIN-McGOOHAN DEBATE

THE MAJESTY OF "FALL OUT"

"FALL OUT": THE IMPOSSIBLE DREAM

"DEMASKIERUNG": DER UNMÖGLICHE TRAUM

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SEVEN FROM SIX

RAKOFF'S FABLES - INTERVIEW MIT IAN L. RAKOFF

"DIE ANKLAGE": DUNKLE TRÄUME UND LANGE SCHATTEN

ÜBER CHRIS RODLEYS "IN MY MIND"

S IS FOR... SCHIZOID

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NUMMER 6: 1969 DEUTSCHE FERHSEHPREMIERE
IM DORF - EINE LINGUISTISCHE LANDPARTIE

AKTENABLAGE: VON EPISODEN, DIE KEINE WAREN
DER AKADEMISCHE PRISONER

BLICK: REISENOTIZEN WALES - KLEINE PANORAMEN

BLICK: PRISONER-CONVENTION
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2010: WER SIND SIE? - DIE NEUE NUMMER SECHS

2019: 50 JAHRE NUMMER 6
2019: 50 JAHRE - DARF'S NOCH EIN GAST MEHR SEIN?
WIR SEHEN UNS! ODER: L'ANNÉE DERNIÈRE AU VILLAGE

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THE PRISONER ALS
DIE GEISEL UND DIE
EPISODE "A. B. und C."

VON ALAN N. SHAPIRO

In seinem Vortrag befasst sich Medienwissenschaftler Alan N. Shapiro, ausgehend vom Theoriewerk Jean Baudrillards, mit einem Aspekt der 50 Jahre alten Serie NUMMER 6, dessen technologische und sozialpolitische Verzweigungen jetzt, im Jahr 2019, noch gar nicht richtig absehbar sind. Eben: die Aktualität der Serie.

   

Ich werde heute einen Vortrag halten, der NUMMER 6 mit einem Schlüsselbegriff des Medientheoretikers Jean Baudrillard in Verbindung bringt:
Es geht um die Figur der Geisel als einer entscheidenden Metapher für das Verständnis der Situation unserer postpolitischen Welt im weiteren Verlauf in der Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg und der Situation des Individuums in der heutigen postmodernen Gesellschaft. Ich werde ein Argument vorlegen, in dem ich NUMMER 6 als DIE GEISEL neu interpretiere.

Dann werde ich über eine Episode von Nummer Sechs mit dem Titel "A. B. und C." sprechen. "A. B. und C" zeigt eine futuristische Technologie mit einer operativen Schnittstelle zwischen der neurologischen – unbewussten und unfreiwilligen – Erfahrung des Träumens und dem allgegenwärtigen Fernsehmonitor der

Medienkultur, das wir den Bildschirm nennen. Was ich an der Science-Fiction-Technologie in der Folge „A. B. and C.“ besonders interessant finde, ist dass es sich gleichzeitig um eine totalitäre Polizeitechnologie aus Folter, Vernehmung, Überwachung und Gedankenkontrolle handelt und dass sie gleichzeitig eine potenzielle postmoderne kyber-konsumistische Technologie der digital-neurologischen Schnittstelle ist. Diese Technologie der zweiten Digitalisierungswelle würde erfolgreich Signale und Informationen zwischen dem neurologischen Datenformat (Gehirn) und dem digitalen Multimediadatenformat hin und her konvertieren. Die Realisierung einer solchen Technologie in den kommenden Jahren wird eindeutig weit verbreitete „Killerapplikationen“ für das sogenannte Spielen, Unterhalten, Pornografie und professionelle Training auf dem Verbraucher- und Bildungsmarkt ermöglichen.

DEUTSCHE TV-PREMIERE VON NUMMER 6 AM 16.08.1969
ARTE BRINGT NUMMER 6 ZURÜCK INS FERNSEHEN
Nr6DE - FREUNDE & FÖRDERER DER SERIE NUMMER 6
MEHR: EPISODENWÜRDIGUNG "A. B. UND C."
MEHR: DER AKADEMISCHE PRISONER

MEHR: JEAN BAUDRILLARD

nr6de Alan, wir haben uns während oder nach deinem "Seminar on TV" an der Uni Frankfurt kennen gelernt, 2012 oder 2013. NUMMER 6 war ein Thema dabei, oder?

ALAN N. SHAPIRO Ja, ich habe das Seminar im Wintersemester 2012/13 an der Goethe-Universität am Fachbereich Film, Theater und Medien veranstaltet. Da waren ein paar wirklich sehr intelligente und belesene Studenten in dem Seminar. Wir haben STAR TREK, LOST, THE PRISONER, BREAKING BAD und THE WIRE unter die Lupe genommen.

Es ist interessant, dass die deutschen Produzenten dieser Fernsehserie beschlossen, den ursprünglichen Namen der Sendung THE PRISONER nicht beizubehalten, sondern stattdessen den Namen NUMMER 6 wählten. In dem im mediterranen Stil gehaltenen Dorf, in das er nach seiner Entführung verlegt wurde, hat der von Patrick McGoohan gespielte Charakter keinen Namen, sondern nur eine Nummer. Die gleiche Situation, die "Nummerierung" (das französische Wort für Digitalisierung) gilt für alle Einwohner von The Village, einschließlich derer, die für die Machthaber des Ortes arbeiten oder Autoritätspositionen innehaben.

Vielleicht sollten wir uns an den Produzenten der deutschen Fassung orientieren und fragen, ob THE PRISONER tatsächlich der am besten geeignete Name für die Serie ist. Stattdessen schlage ich vor die Serie DIE GEISEL zu nennen.

Terrorismus ist ein allgegenwärtiges postpolitisches oder transpolitisches Phänomen in der heutigen Welt. Die Geisel ist in gewisser Weise der Zwilling oder der Doppelgänger oder der unwissende Partner von etwas, was die Performance des Terroristen geworden ist, indem er Aufmerksamkeit der Medien auf sich zieht und "Erpressung" mit hohen Einsätzen betrieben wird.

Postmoderne Terroristen fahren in der Regel Fahrzeuge in Menschenmassen oder führen Selbstmordattentate durch oder erschießen Zivilisten bei Massakern in Ländern der Dritten Welt. Einige berühmte terroristische Vorfälle seit den 1960er Jahren waren RAF Attentate in den 70gern, die Bombenanschläge in der Kaserne von Beirut von 1983, die Bombenanschläge von Oklahoma City von 1995 und der Anschlag vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York. Terror, schreibt Baudrillard in seinem Buch "Die fatalen Strategien", ist der Zerrspiegel der traditionellen politischen Szene. Terrorismus ist der Modus des Verschwindens der Politik. Er ist das, was nach der Politik kommt. Terrorismus ist eine Art virale und in alle Richtungen ausstrahlende Gewalt, die möglicherweise zu mehr Gewalt führen kann, als die Gewalt klassischer konventioneller Kriege.

nr6de Wann bist du das erste Mal auf NUMMER 6 aufmerksam geworden?

ALAN N. SHAPIRO Das erste Mal habe ich die Serie in den 70ern, in schwarz-weiß in meinem Elternhaus in Long Island gesehen. Sie wurde im Sommer bei PBS gezeigt, einem öffentlichen Sender in New York. Ich glaube, da war ich 18.

Terroristen nehmen in der Regel Geiseln, um ihre Verhandlungs- oder konträre Position gegenüber einer anderen, mächtigeren Partei wie einer Regierung oder einem Gegner des Nationalstaates zu stärken. Dies wäre eine einfache beispielsweise Wikipedia-Definition der Dreiecksbeziehung von Terroristen, Geiseln und dem Staat, die in Unkenntnis von Kulturtheorie formuliert ist. Die Geisel wird von den kriminellen Entführern vereinnahmt, um den Feind im "Wettbewerb" unter Druck zu setzen, auf eine bestimmte Weise zu handeln, die den Forderungen entspricht, und das unter Androhung einer schweren Körperverletzung oder einer Hinrichtung der Geiseln, die dann stattfinden würde, wenn, nach Ablauf eines Ultimatums, die Forderungen nicht erfüllt würden. Einige berühmte Geiselnahmen waren das Münchner Massaker von 1972, als palästinensische Terroristen Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft gefangen nahmen und töteten, die diplomatische Pattsituation zwischen Amerika und dem Islamischen Revolutionsstaat während der Iran-Geiselnahme von 1979 bis 1981 und die Moskauer Geiselnahme-Krise von 2002, bei der 850 Geiseln von tschetschenischen Separatisten genommen wurden.

Eines von Baudrillards Hauptargumenten ist, dass das gesamte globalisierte System der postmodernen Postpolitik und des kybernetischen Kapitalismus heutzutage terroristisch ist, und dass wir alle Geiseln sind.

Das Szenario von NUMMER 6 spielt im klassischen Kontext des Kalten Krieges der 1960er Jahre: Die kapitalistischen Demokratien von Amerika und Großbritannien gegen den kommunistischen Totalitarismus der Sowjetunion. Alle Bürger lebten unter der ständigen Bedrohung der potentiellen Vernichtung der gesamten Menschheit und des gesamten Planeten. Wir wurden alle während des Kalten Krieges als Geiseln gehalten, terrorisiert von der Gefahr des möglichen apokalyptischen Endes, das über uns hing.

nr6de "A. B. und C." ist eine Episode, die in meinem eigenen Ranking ganz unten steht. Das hat zuallererst mit der Vergeudung des offensichtlichen Plots zu tun: die "virtuelle Realität". In "Living in Harmony" sehen wir das deutlich besser gemacht. Und auch mit den Produktionswerten, die ich für sehr dürftig halte. Ich erwähne nur die Szene mit der Spritze, die Nummer Sechs entleert und mit - ja was eigentlich? - füllt, Wasser? Unsinn.

Dein Vortrag heute dürfte daran nichts ändern, aber er hat mich einen anderen Blick auf Episode werfen lassen. Das Thema politischer Geiselnahme erleben wir heute in der aktuellen Politik vielfach. Ganze Bevölkerungsgruppen werden von der einen oder anderen Seite für die jeweiligen Ziele "in Geiselhaft" genommen, um von einer anderen Seiten sei es "Wohlverhalten" oder konkrete Maßnahmen einzufordern. Wie bist du auf den Geiseltopos gekommen, mit der Figur Nummer Sechs und die Serie, die auf Deutsch heißt wie die Hauptfigur?

ALAN N. SHAPIRO Ich mag "Harmony", aber ich meine, das gehört zum Westerngenre. Erinnert mich an die Fernsehserie WESTWORLD. "A. B. und C." halte ich für eine großartige Episode. Colin Gordon ist exzellent als Nummer Zwei. Alle 17 Episoden sind großartig, von Rankings halte ich nichts. Für mich ist die Serie eine einzige intertextuelle und zusammenhängende Erzählung, alles eine Episode.
Ich denke, dass [Nummer Sechs] das Serum mit Wasser verdünnt, er leert die "Wunderdroge" nicht ganz aus. Es muss dieselbe Farbe haben.

Meine Hauptbeschäftigung mit NUMMER 6 ist zu überlegen, inwieweit die Serie die Ideen von Jean Baudrillard, Michel Foucault, Marshall McLuhan und George Orwell illustriert oder verkörpert. Das ist meine Ansicht dazu. Die Figur der Geisel ist in Baudrillards Denken ganz zentral. Und ich habe überlegt, welche von Baudrillards Gedanken ein faszinierendes Licht auf die Serie werfen könnten.

Wie ist die Situation der Geisel definiert? "Weder tot noch lebendig wird die Geisel durch ein unkalkulierbares Ergebnis suspendiert", schreibt Baudrillard. Die Geisel hat keine Kontrolle darüber, was mit ihr geschehen wird, keine Kontrolle über ihr eigenes Schicksal, das ihr aus den Händen genommen wurde. Sie ist ein Bauernopfer – im Sinne des Schachspiels –, das von den postpolitischen Akteuren eingesetzt und instrumentalisiert wird, die mit mächtigeren Kräften, Ressourcen und Institutionen umgehen, wobei es um viel größere Einsätze geht als um die Frage, ob die Person, die als Geisel genommen worden ist, leben oder sterben wird. Die Geisel ist schiere Verhandlungsmasse in den Kämpfen zwischen mächtigen strategisch konkurrierenden Akteuren. Ein entscheidender Moment in der ersten Episode von The Hostage mit dem Titel „die Ankunft“ ist, als die Figur des älteren Ex-Admirals, der an seinem gewohnten Platz vor einem Schachbrett an einem Tisch im Freien auf der Terrasse mit Blick auf das Steinboot, das nirgendwo hinfährt und von seiner Anlegestelle niemals ablegt, sitzt, etwas ironisch zu der weiblichen Figur Nummer Neun (Nummer Sechs auf den Kopf gestellt) sagt: „Wir sind alle Bauern, meine Liebste.“ Nummer Neun hat gerade Nummer Sechs verraten, indem sie ihm eine vermeintliche Flucht aus dem Ort mit einem Hubschrauber versprochen hat, was tatsächlich ein Trick der Machthaber war, der Versuch, ihn durch Frustration psychologisch kaputt zu machen.

Meine These ist, dass diese brillante Fernsehsendung zeigt, dass Terroristen und Staat ein einziges System sind. Sie sind ein und dieselbe Konstellation. Sie sind voneinander abhängig, weil sie sich gegenseitig aufrechterhalten. Als mächtige Metapher: die Machthaber des Ortes sind gleichwohl Geiselnehmer als auch diejenigen, an die die Forderungen gestellt werden, deren Erfüllung angeblich zur Freilassung der Geisel führen würde. Aber es ist nicht der Fall, dass die Forderungen jemals erfüllt werden könnten, und daher gibt es eigentlich keine Möglichkeit, dass die Geisel Nummer Sechs jemals befreit werden kann.

In dem berühmten Eröffnungsdialog zwischen Nummer Sechs und Nummer Zwei erfahren wir, dass die Machthaber daran interessiert sind, Informationen zu erhalten:

Nummer Sechs: Wo bin ich? (Where am I?)
Nummer Zwei: Sie sind da. (In the Village.)
Nummer Sechs: Was wollen Sie? (What do you want?)
Nummer Zwei: Informationen.
Nummer Sechs: Auf wessen Seite sind sie? (Whose side are you on?)
Nummer Zwei: Wir sind auf der richtigen Seite. Wir wollen Informationen, Informationen. (That would be telling. We want information… information!!!!)
Nummer Sechs: Ich sage nichts. (You won’t get it.)

Die übliche Interpretation dieses Dialogsegments ist, dass die Machthaber des Ortes von Nummer Sechs Informationen im Sinne eines bestimmten Informationsinhalts haben wollen. Sie wollen die Informationen im konkreten Kontext der Frage, warum Nummer Sechs seine Position als Geheimdienstagent niedergelegt hat. An welche Partei des Kalten Krieges hat er sich verkauft? Auf welche Seite, die eine große Summe Geld oder andere Belohnungen anbot, wollte er überlaufen?

nr6de Wie wirken unsere gegenwärtigen "sozialen" Medien auf das ein, was wir die Privatsphäre nennen oder, wie Nummer Sechs sagt, "mein Leben gehört mir"? Stimmt das überhaupt noch, gehört unser Leben nicht längst anderen Instanzen? Geben wir unsere Daten nur zu leicht weg?

ALAN N. SHAPIRO Der Kapitalismus wollte Geld machen, wo immer es ging. Der Kapitalismus hat verstanden, dass ganze Lebensbereiche, die man bisher für privat gehalten hatte, sich auch zum Geldverdienen eignen. Man nennt das "Kommodifizierung" - also die Umwandlung von allem in Waren. Ich glaube nicht, dass es noch etwas Privates gibt.
Eine interessante Schlussfolgerung daraus ist, dass das Konzept des "public space", der öffentliche Raum, an den viele Architekten, Aktivisten und Desinger sehr fest glauben, ein schwaches und wirkungsloses Konzept ist, die Kehrseite desselben andauernden Mythos'. Ja, wir geben zu leicht Daten weg. Jaron Lanier will das Internet und soziale Medien umbauen. Er sagt, eine Durchschnittsperson könnte 20.000 Dollar im Jahr bekommen für seine oder ihre Beteiligung an sozialen Medien. Ich würde die italienische Gelehrte Tiziana Terranova würdigen, dass sie sich als erste mit der Frage befasst hat, wie sehr unsere Arbeit und Kreativität durch die großen sozialen Medienunternehmen ausgebeutet werden.

Als Nummer Sechs sagt "Ich sage nichts!", bedeutet das meiner Lektüre nach eine Dekonstruktion oder eine Kritik des Informationskonzepts an sich, wie es von den Machthabern definiert wurde. Dieses Konzept wird von Nummer Sechs annulliert oder negiert, da es keine Informationen im Sinne eines wirklichen Inhalts gibt, die die Machthaber tatsächlich in dem Maße zufriedenstellen würden, dass sie ihn als Geisel freigäben.

Für die Zuschauer der Serie wird mehrmals deutlich (bereits in der Eröffnungssequenz, als Nummer Sechs zu seinem Haus in London zurückkehrt und seine Urlaubsreisebroschüren in seinen Koffer packt, sowie in der Folge "A. B. und C."), dass Nummer Sechs sein Amt niedergelegt hat, um in den Urlaub zu fahren. Er hatte die Nase voll von der ganzen Sache und beschloss, auszusteigen. Seine Motivation war der persönliche Umstand dessen, was wir heute Stress oder Burnout bezeichnen würden. Egal wie oft in der Serie auch den Machthabern klar wird, dass Nummer Sechs keine andere Motivation hatte, als Ferien machen zu wollen, sie weigern sich, diese Tatsache zu akzeptieren. Sie interessieren sich nicht für die Wahrheit.
Die einzige Antwort, die sie hypothetisch befriedigen könnte, wäre jene, die dem entspricht, was sie hören wollen.
Eine solche Antwort würde niemals kommen. Dieser Zustand erinnert an die gegenwärtige soziologische Situation des Staates und der kapitalistisch-konsumistischen Gesellschaft, die endlose Forderungen an ihre Bürger stellen, denen diese niemals angemessen nachkommen können. Wir sind zum Beispiel finanziell endlos verschuldet, und können niemals mit dem Kreditsystem Schritt halten, nie aufhören, jeden Tag zu arbeiten, und können niemals aus unserer Grundbedingung der Verschuldung entlassen werden.

Der Ort ist zweifellos ein Joint Venture (Gemeinschaftsunternehmen), das von beiden Seiten im Kalten Krieg finanziert und verwaltet wird und als Geiseln ehemalige Geheimdienstagenten und hochrangige Militäroffiziere der staatlichen Sicherheitsoperationen sowohl des Westens als auch des Ostblocks festhält. In der ersten Folge "Die Ankunft" ist eine Taxifahrerin erste Bewohnerin des Ortes, die Nummer Sechs bei seiner Ankunft trifft (in einem Golfcart-ähnlichen Gefährt). Sie spricht ihn kurz auf Französisch an (weil das "international ist") und sagt ihm, dass man im Ort sehr häufig Polen oder Tschechen treffen würde. Die Figur Nadia in der Folge "Die Glocken von Big Ben" erzählt Nummer Sechs, dass sie Estin sei, aber sie habe einen ethnischen russischen Namen und spraeche perfekt russisch. Der Ort ist in der Tat eine Einrichtung, die sich die Megamacht oder der Megastaat teilen – das "vereinheitlichte System" –, das beide Seiten des Kalten Krieges beherrscht.

Man kann sagen, der Zweite Weltkrieg war noch ein klassischer heißer Krieg. Der Zweite Weltkrieg wurde mit Panzern und Luftbomben und großen Armeen von Infanteristen ausgetragen. Die vielen Toten waren sichtbar. Im Gegensatz dazu war der Kalte Krieg in vielerlei Hinsicht eine Simulation, eine Fälschung, eine Abschreckung der Bevölkerung auf beiden Seiten, um bestimmte Bewusstseinszustände darüber zu erreichen, was vor sich ging.

nr6de Wir beide schätzen den französischen Sozialphilosophen Jean Baudrillard. Von ihm stammt der messerscharfe Artikel "Requiem für die Medien". Der war auf die traditionellen elektronischen Massenmedien Radio und Fernsehen gemünzt (im Gefolge von Bertold Brechts "Radiotheorie" und Hans-Magnus Enzensbergers "Theorie der Medien"). Trifft Baudrillards Analyse auch auf unsere heutigen "sozialen" Medien, die ubiquitäre Vernetzung, das Internet, Facebook, Twitter usw. zu, dass nämlich gerade die Medien es sind, die eine wirkliche demokratische Emanzipation in der Kommunikation, einen echten Austausch, verhindern, weil sie nur (Zitat) "Rede ohne Antwort" ermöglichen?

ALAN N. SHAPIRO Ja, die Medien - alte wie neue, Fernsehen und das Internet - sind fundamental antidemokratische Mächte. Die behindern den intelligenten Diskurs, den freien Ausdruck, Kommunikation und demokratischen Dialog. Baudrillard ist der wichtigste Theoretiker, der das gesehen und darüber geschrieben hat. Leider hat Baudrillard in Deutschland keinen Ruf, in Philosophie- und Soziologieseminaren wird er nicht gelesen. Die deutsche Philosophie wird von einem "sozialdemokratischen" Gelehrten wie Jürgen Habermas dominiert, der gern das Positive an der Demokratie betonen möchte, freie Rede, Kommunikation und, vor allem, Rationalität, Vernunft. Der deutsche Schwerpunkt auf Vernunft führt aber zu einem fatalen Verdacht gegenüber solchen Theorien, die eben die riesige negative Seite der Medien sehen. Die gelten dann als irrational.
Das hat auch mit dem nicht bewusst untersuchten geschichtlichen Hintergrund des Einflusses von Nietzsche auf die Nazis zu tun. Die große Angst vor jeglicher Idee, die vielleicht in die Katastrophe Nationalsozialismus führen könnte. Dabei hat jemand wie Baudrillard offensichtlich gar nichts damit zu tun.

Die medien-konsumierende Öffentlichkeit auf beiden Seiten musste von der angeblichen "Realität" dieses angeblichen "Krieges" überzeugt werden. Tod und Zerstörung waren nicht sichtbar oder beschränkten sich auf Satelliten- oder Stellvertreterkonflikte wie das "Weltraumrennen" oder den nicht erklärten Krieg in Vietnam oder wurden in der permanenten Bedrohung des nuklearen Holocaustes, der auftreten könnte, virtualisiert. Die filmische Figur des britischen M16-Spions James Bond war ein perfektes Symbol für diese Simulation oder "falsche" Inszenierung. Die neue Währung des Kalten Krieges war Spionage, Informationen und die cleveren Tricks und Heldentaten sowie die Kampfkunstfähigkeiten der Geheimagenten.

Bond war eine "Ein-Mann-Armee". Er war selbst der Krieg.

Wir wissen, dass es im Wesentlichen Patrick McGoohans Absicht war, den Mythos der James Bond-ähnlichen Figur zu "kritisieren". Ein wichtiges Beispiel dafür war John Drake, den McGoohan selbst in der TV-Serie DANGER MAN Anfang der 1960er Jahre gespielt hat. An der frühen Konzeption der Serie hat auch der James Bond-Autor Ian Fleming mitgearbeitet. McGoohan hatte den John Drake-Charakter bereits in einigen wichtigen, nicht James-Bond-ähnlichen Richtungen weiterentwickelt: Drake benutzte weder Schusswaffen noch küsste er Frauen. Es gibt eine Kontroverse unter Fans von THE PRISONER, ob Nummer Sechs John Drake ist oder nicht.

Ich behaupte, dass Patrick McGoohan es mit seiner Kreation von NUMMER 6 nicht nur geschafft hat, das systematische und ideologische Funktionieren des Kalten Krieges satirisch zu dekonstruieren, sondern auch brillant vorausschauend einen Science-Fiction-Kommentar darauf verfasst hat, was ich die Nach-1970-Dreieckskonstellation von Terroristen, Geiseln und Staat nennen würde, die in unserer mediengesättigten globalisierten Welt die dominierende Form der Postpolitik werden sollte.

JEAN BAUDRILLARD: DREI ESSENZIELLE VERÖFFENTLICHUNGEN

Nach der Kulturtheorie des Denkers Baudrillard sind Terroristen und Staat ein einheitliches System und voneinander abhängig. Der Staat rechtfertigt seine repressiven Sicherheitsmaßnahmen, die der gesamten Bevölkerung auferlegt werden, mit der Begründung, dass von Terroristen Gefahren ausgehen würden. Einige "Verschwörungstheorien" gehen sogar noch weiter als Baudrillard und legen nahe, dass unter bestimmten Umständen der Staat die Aktivitäten der Terroristen finanziert und überwacht. Der Charakter von Nummer Sechs stellt mit seinem Wunsch, einfach nur „Urlaub zu machen“, tatsächlich die Regeln dieses gesamten einheitlichen Systems in Frage.

Ich komme jetzt zu "A. B. und C." Wir sehen zu Beginn der Episode, dass sich der Terrorismus des Dorfes auch auf die oberen Ebenen der Machthierarchie des Ortes erstreckt. Nummer Zwei selbst wird von Nummer Eins terrorisiert, von dem er drohende

Anrufe erhält, in denen er die Ungeduld derjenigen auf der höchsten Ebene der Macht des Ortes zum Ausdruck bringt, Nummer Sechs psychologisch kaputt zu machen, um die "Informationen" zu erhalten. Nummer Vierzehn, die Wissenschaftlerin und Ärztin, die die technologische Maschine erfunden und entwickelt hat, um die nächtlichen Träume des Patienten zu kontrollieren und auf eine Leinwand zu projizieren, wird von Nummer Zwei terrorisiert. In einem bestimmten Moment sagt er, dass die Maschine an ihr ausprobiert werden würde, wenn man keine Informationen aus Nummer Sechs herausholen könnte oder wenn etwas schief gehen sollte. Die Szene in der Nummern Zwei und Vierzehn dabei sind, Schritt für Schritt zu entschieden, was bei der Behandlung von Nummer Sechs Unbewusstem geschehen soll, ist ein klassischer Moment der Interaktion zwischen dem hyperaggressiven Nazi-Kommandeur und dem sadistischen Nazi-Arzt.

Die Traumszene, die in das Unterbewusstsein von Nummer Sechs eingepflanzt werden soll, ist eine nächtliche Party in Paris bei einer wohlhabenden Gastgeberin namens Madame Engadine. Nummer Sechs werde drei Personen (den ausländischen Agenten A, B und C) begegnen, die er im wirklichen Leben vor seiner Entführung gekannt hat und die alle Kandidaten dafür seien, für die er sich hätte "verkaufen" können, oder der jetzt in der Lage sein könnte, die "Informationen" aus ihm herausholen zu können. Jene Party war ein reales Ereignis in seinem früheren Leben, und Nummer Sechs hatte damals in der Partynacht tatsächlich mit allen drei Personen gesprochen. Die drei Trauminterventionen finden an drei aufeinanderfolgenden Nächten statt, wobei Nummer Sechs an den beiden Tagen nach der ersten und der zweiten Intervention in einen normalen Wachzustand zurückkehrt. Um ihn in einen tiefen Schlaf zu versetzen, in dem er den manipulierbaren Traumzustand erleben kann, wird ihm kurz vor dem Schlafengehen ein Medikament in seinem Tee verabreicht. Die schlafende Nummer Sechs wird zum Labor der Ärztin gebracht, er bekommt ein spezielles Medikament injiziert und wird an die Maschine angeschlossen. Sein Traum wird dann live auf einem Fernseh- oder Computerbildschirm angezeigt.

nr6de Würdest du bei dir zu Hause vernetzte Geräte installieren, Lichtschalter, Steckdosen, Kühlschrank usw.? Wie geht aus deiner Sicht das Internet der Dinge (IoT), wo alles mit allem verbunden und auf den Millimeter genau zu orten ist, mit einem sehr zurückgezogenen Charakter wie Nummer Sechs zusammen?

ALAN N. SHAPIRO Ich glaube, es ist wichtig, das, was man tut, mit Bewusstsein zu tun. Ob ich Fernsehen gucke oder nicht, ob ich einen Computer oder ein Smartphone benutze, IoT-Geräte oder nicht, ob ich Fleisch esse oder nicht - das ist nicht die Hauptfrage. Was man tut oder lässt, ist wesentlich nur ein Ritual. Und Rituale haben einen begrenzten Wert. So etwa, wie Leute am Sonntag in die Kirche gehen, sich aber die anderen sechs Tage lang unethisch verhalten. Was viel mehr zählt, ist das Bewusstsein darüber, was man tut oder auch nicht.

Nummer Sechs (Patrick McGoohan) ist für mich keine heroische Figur. Er ist eine selbstironische Figur. In der heutigen kapitalistischen Gesellschaft gibt es kein "Individuum". Wir sind alle soziale, kulturelle und medientechnologische Konstrukte. Das "Individuum" ist ein Mythos, wenn auch nicht ganz so, wie die Machthaber des Ortes das interpretieren. Vielleicht aber "doch" [Original Deutsch] - hier muss eine seriöse Analyse her. Das Bestehen von Nummer Sechs darauf, "keine Nummer, aber ein freier Mensch zu sein" ist nach meiner Ansicht eine Art selbstironischer Witz.

Anmerkung nr6de Patrick McGoohan sagt im Interview mit Alain Carrazé wörtlich: "Es sollte so aussehen, als ob unser Held danach streben würde, 'völlig frei' zu sein, ganz bei sich selbst!" - Typografische Hervorhebung durch McGoohan.

"A" arbeitete für den britischen Geheimdienst und wurde ein Überläufer. Während der Nacht des ersten Traumzustandes weigert sich Nummer Sechs, "seine Geheimnisse" an A zu verkaufen. Dann entführt ihn A, aber Nummer Sechs entkommt A und seinen Handlangern. Am nächsten Tag sieht Nummer Sechs im Wachzustand Nummer Vierzehn vor seiner Wohnung Blumen kaufen. Er sieht auch einen Einschnitt am rechten Handgelenk. Ein paar Minuten später setzt er sich im Straßencafé an den Tisch von Nummer Vierzehn und unterhält sich mit ihr. Er beginnt den Verdacht zu hegen, dass etwas Manipulatives vor sich ginge. Im zweiten Teil des kontrollierten Traums später in dieser Nacht fragt die Spionin "B" Nummer Sechs nach seinen Absichten nach dem Rücktritt und wohin er gehen wolle. Er lehnt es ab, ihr zu antworten. Nummer Vierzehn nutzt dann die Technologie der Traummaschine, um in der virtuellen Realität des Traumes durch den Mund der ausländischen Agentin direkt mit Nummer Sechs zu sprechen. Einige " üble" Charaktere im Traum würden "B" erschießen, wenn Nummer Sechs die „Informationen“ nicht mitteilen würde, aber die Bitten von "B", ihr Leben zu retten, lassen Nummer Sechs gleichgültig.

Am Tag nach der zweiten Nacht bringen schwache Erinnerungen an das Experiment Sechs dazu, Vierzehn zuerst durch den Ort und dann in den Wald zu folgen, wo er schließlich ihr geheimes Labor entdeckt. Er findet einen Weg durch einen Lüftungsschacht in das Gebäude, gerade als Vierzehn das Gebäude verlässt, nachdem sie kurz zuvor ins Labor gegangen war, um ein paar Dinge zu überprüfen und ein paar Papiere zu holen. Sechs betritt den Raum, in dem die audiovisuelle Wiedergabe und die Manipulation seiner Träume stattgefunden haben, und gewinnt schnell einen Überblick über die Funktionsweise der Maschine. Er entfernt den größten Teil der letzten Medikamenteninjektion aus der Spritze in ein Papiertuch und verdünnt die verbleibenden Mengen mit Wasser. Dann kehrt er in seine ironischerweise als "privat" bezeichnete Wohnung zurück und täuscht das Trinken des Tees und den durch Drogen ausgelösten Tiefschlaf vor.

Nummer Sechs, der zum dritten Mal im Traumzustand zur Party zurückkehrt, hat diesmal jedoch mehr die Kontrolle über den Traum. Er hat eine seltsame surreale Begegnung mit einem Spiegel und macht uns philosophisch auf das komplexe und verwirrende Verhältnis zwischen Realität und Traum, oder zwischen Selbstidentität und Spiegelbild, aufmerksam. Eine mysteriöse blonde Frau auf der Party überreicht ihm einen wertvollen Ohrring, mit dem er beim Roulette auf die Nummer sechs wetten soll. "Nummer Sechs", sagt sie rätselhaft zu ihm, "ich bin sicher, das ist Ihre Glückszahl." Diese Frauenfigur wird von der Schauspielerin Georgina Cookson gespielt, die auch die Hauptrolle als Mrs. Butterworth in London und im Ort Nummer Zwei in der Folge "Herzlichen Glückwunsch" spielt. Ihr kurzer, aber erstaunlich wichtiger Auftritt in "A. B. und C." ist eine unschätzbare intertextuelle Referenz.

Das Rouletterad dreht sich und die Nummer sechs gewinnt. Anstelle von fünfunddreißig Ohrringen oder einem großen Haufen Chips oder Affiches erhält Nummer Sechs als Gewinn einen großen Metallschlüssel für eine unbekannte Tür. Es ist einer von zwei passenden Schlüsseln, und sein Doppel befindet sich im Besitz von Madame Engadine, die nun für kurze Zeit die Auslandsagentenspionin zu sein scheint, an die Nummer Sechs sein Land verraten wird. Madame Engadine fährt mit ihm in ihrem Auto zu einem Schloss außerhalb von Paris. Dort wird Nummer Sechs den Chef der eleganten Französin treffen, dem sie selbst noch nie begegnet ist. Nummer Vierzehn, die die Ereignisse auf dem Bildschirm im Labor beobachtet, beschließt, Engadins Chef "D" zu nennen. In der virtuellen Realität des Traums betritt Nummer Sechs das Schloss und steht dann in dunkler Nacht auf einer Straße, obwohl das Sonnenlicht der Morgendämmerung bereits auf der anderen Seite des Schlosseingangs zu sehen war. Nummer Sechs trifft dann auf "D" von Angesicht zu Angesicht, aber das Gesicht von "D" ist unter einer schwarzen Maske verborgen. In dem Wissen, dass die Szene beobachtet wird, reißt Nummer Sechs mit Nachdruck die Maske von "D" ab, um zu zeigen, dass er Nummer Zwei ist.

nr6de Du hast zunächst als Computerprogrammierer gearbeitet. Dann bist du zum "transdiszipliniären" Gelehrten geworden. Kannst du uns das ein bisschen genauer erklären, was das bedeuten soll?

ALAN N. SHAPIRO Unser universitäres System von Wissen und Ausbildung trennt Wissen, indem es Einzeldisziplinen bildet. Diese Einzeldisziplinen sind wichtig und sollten erhalten bleiben. Allerdings führen sie unter Professoren zu konservativen Haltungen und Ansichten, die darauf aus sind, ihren eigenen Beritt abzusichern, ihre Jobs, Macht und Geld. Die Welt verändert sich in so vielen Richtungen und sehr schnell. Ohne Offenheit gegenüber dem Interdisziplinären und dem Transdisziplinären werden wir die Hauptaspekte dessen nicht verstehen, was heute um uns herum passiert.
Dass Transdisziplinarität so wichtig ist, wurde mir in jungen Jahren beim Studium der europäischen intellektuellen Geschichte bewusst, wo man also Philosophie, Literatur, Sozialtheorie, Psychologie und Wissenschaft/Technologie als Einheit begriff - als Ideengeschichte. Das Wichtigste an der Transdisziplinarität ist zu arbeiten und zu denken sowie Bildung an der Grenze zwischen Theorie und Praxis. An deutschen Kunst- und Designhochschulen sind theoretisches und praktisches Wissen offiziell voneinander getrennt. Das sollte sich ändern, meine ich.

Die reale Nummer Zwei, die auf dem Bildschirm zuschaut, verzweifelt an dieser überraschenden, makabren und komödiantischen Enthüllung. Die von Patrick McGoohan gespielte Figur hat die volle Kontrolle über den Traumzustand erlangt und die Erzählung entsprechend seinen eigenen strategischen Zielen umgeschrieben. Noch im Traum und mit dem Umschlag in der Hand, der angeblich die „wertvollen Informationen“ enthält, die für die britische und amerikanische nationale Sicherheit von entscheidender Bedeutung sind, kehrt Nummer Sechs in den Ort und ins Labor zurück. Als Nummer Zwei und Nummer Vierzehn einen Knall an der Eingangstür des Labors hören, der tatsächlich aus dem Audio der Virtuellen Realität stammt, drehen sie sich aus Angst in Richtung der realen Tür um, dann zurück zum Bild der virtuellen Tür und wieder zur wirklichen Tür, dann wieder zum Bild auf dem Bildschirm. Nummer Sechs kontrolliert den Traum und konfrontiert die Traumversion von Nummer Zwei und Nummer Vierzehn. Er übergibt den Umschlag an Nummer Zwei, von dem dieser glaubt, dass er die entscheidenden Informationen enthält, um sein eigenes Leben vor der Bestrafung durch Nummer Eins zu schützen, da versäumt hatte, Nummer Sechs zu „knacken“. Stattdessen enthält der Umschlag nur Urlaubsreisebroschüren von Italien und Griechenland. „Er wollte auf Urlaub fahren“, sagt Nummer Vierzehn. „Ich wollte kein Verräter werden,“ sagt Nummer Sechs. „Das war nicht der Grund, warum ich alles hingeworfen habe.“ Nummer Zwei bricht psychologisch zusammen. Das orangefarbene Telefon gibt einen ominösen Ton von sich. Nummer Zwei weiß, dass Nummer Eins dran ist.

Man kann spekulieren, dass das, was in der Folge "A. B. und C." inszeniert wird, eine beispielhafte Technologie ist, für das, was wir heute im Jahr 2019 die bevorstehende vierte industrielle Revolution nennen. Mit dieser fortschrittlichen oder Science-Fiction-Medientechnologie ist es Nummer Zwei und Nummer 14 gelungen, die Wahrheit herauszufinden. Aber es ist eine Wahrheit, die die Institution, für die sie arbeiten, nicht hören will.

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Die Anwendungen, für die der technisch-wissenschaftliche Durchbruch der Konvertierung zwischen digitalen und neurologischen Datenformaten genutzt wird, reichen von Konsum und Unterhaltung bis hin zu Spielen und Sex. Ähnlich wie bei den Machthaber des Ortes in "A. B. und C." werden wir nicht die Wahrheit darüber wissen wollen, was diese Technologie mit uns Menschen macht.

Der Vortrag wurde am 12.10.2019 auf der Veranstaltung "50 Jahre NUMMER 6 - THE PRISONER" in Gießen gehalten. Der Originaltext ist auf Shapiros Blog einsehbar unter: http://www.alan-shapiro.com/the-prisoner-as-the-hostage-and-the-episode-a-b-and-c/ gepostet am 14.09.2019. Aus dem Englischen von Claudia Baniahmad und Arno Baumgärtel; Fragen von Arno Baumgärtel.


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